1. Juni 2017

HIMMEL UNTER BERLIN

Wir befinden uns unter den Straßen Berlins, im Underground: U-Bahnhöfe mit ihren  Fußgängerunterführungen sind keine einladenden Orte. Und doch bewegen sich hunderttausende von Menschen tagtäglich dort, warten auf den nächsten Zug. Der Tristesse dieser Durchgangsstationen, die nur von grellbunten Werbeanzeigen unterbrochen wird, hat Winfried Muthesius seine GOLDEN FIELDS entgegengesetzt. An einem Ort, an dem niemand es vermutet, hat er im Rahmen des Evangelischen Kirchentags bereits 2003, mit gold schimmernden Feldern Hingucker geschaffen, die auffallen, die Normalität eines U-Bahnhofs stören und einladen, den Blick darauf verweilen zu lassen.

Himmel unter Berlin 1

Das Gold weckt Emotionalität; es steht für das Unberührbare, Einzigartige, auch das Heilige. Der beliebig banale Untergrund strahlt durch die exakt quadratisch ausgeführten Goldfelder geradezu auf.

Die Lichtqualität des Goldes holt eine U-Bahnwand, eine Säule oder einen Metallträger im unbeachteten Untergrund der Stadt aus ihrer Beliebigkeit und Banalität heraus und macht sie zum Zeichen des gänzlich Anderen, zum Zeichen der Transzendenz.

Himmel unter Berlin 2

Und doch sind die Goldflächen fragil gestaltet. Wie hier, neben einem Abfalleimer, auf Hüfthöhe, scheint es nicht ausgeschlossen, dass Passanten darauf reagieren, sie vielleicht übermalen, daran kratzen oder – wie auf dem Bild zu sehen – einfach nur die Schleifspuren der Abnutzung durch Anlehnen und Vorbeihasten Einfluss auf das scheinbar Unberührbare nehmen. Auch das ist Absicht. Teil der Installation.

Himmel unter Berlin 3

Der Himmel unter Berlin will kein abgehobener Himmel sein, sondern erreichbar für die Menschen. Er will sie berühren.

Himmel unter Berlin 4