14. September 2017

Winfried Muthesius und Georges Rousse auf der art berlin

Auf der Kunstmesse art berlin für moderne und zeitgenössische Kunst präsentieren sich  mehr als 100 nationale und internationale Galerien aus über 10 Ländern. Mittendrin – auf dem Stand der Galerie Springer –  Winfried Muthesius, Aitor Ortiz, Edward Burtinsky und Georges Rousse.

Winfried Muthesius im Gespräch mit Robert Springer, art berlin 2017

Winfried Muthesius mit seinem pittura oscura, das den Titel „Angelus Novus“ trägt. Rot getränkt, mit großer Tiefenwirkung und starker Strahlkraft zieht es die Aufmerksamkeit auf sich.

Der Titel hat Geschichte. Er erinnert an das Aquarell von Paul Klee, das im Besitz von Walter Benjamin war. Dieser schreibt darüber: „Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er  eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen.“ Während er dies tut, kommt ein Sturm. Muthesius knüpft daran an. Er hat ein Schädelbild unter den Friedensengel in München gestellt. Der Engel, als Symbol und Bote des Friedens, trifft auf ein Bild des Todes. Wie der Sturm bei Benjamin, den Fortschritt darstellt, so ist das Schädelbild für Muthesius das notwendige Etwas, das auf die Zerbrechlichkeit des Wohlstands und der Schönheit, auf ihre Kehrseite verweist. Wie so oft, zeigt Muthesius auch hier ganz subtil auf das, was in der großen Stadt, die für Wohlergehen und Attraktivität steht, nicht Teil der Bel Etage sind. Er will uns sensibilisieren und unseren Blick schärfen für die Bilder hinter dem Paravent.

Gleich neben diesem Bild, hängt auf der art berlin, ebenso beeindruckend, die Arbeit von Georges Rousse. Er spielt mit den Themen Architektur, Malerei und Fotografie, verwandelt die Dreidimensionalität eines Raumes, eines verlassenen Untergeschosses, durch Farb-, Licht- und architektonische Elemente in die Zweidimensionalität einer fotografischen Bildlandschaft, die zum Hingucker wird. Mit einem silbern glänzenden Spot beleuchtet er den Aufgang nach oben. Es ist spannend zu sehen, wie beim Betrachter Vision und Wirklichkeit verschwimmen, obgleich die Räume des Künstlers durch und durch real sind.

Reims, 2017
Georges Rousses, rechts, Reims 2017