3. September 2020

„free“, Kunst-Installation im Kriminalgericht Moabit

Das imposante Kriminalgericht Moabit in Berlin hat Justizgeschichte geschrieben. Genau an diesem Ort, wo Menschen, die Freiheit genommen werden kann, macht Winfried Muthesius mit seiner Installation auf Freiheit aufmerksam. Warum?

Weil Gerichte nur in Freiheit Recht sprechen können. Und Bürger unabhängige Gerichte brauchen, um ihr Recht im Streitfall auch zu bekommen. Eine hohe Verantwortung für die Justiz.

Die golden fields, so Vizepräsidentin Emmrich, können „dazu verführen, sich Gedanken zu machen über den hohen Wert von Freiheit und Recht. Als Anregung nach innen, zur Selbstreflexion. Aber auch als Fingerzeig nach draußen. Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch auf die Beantwortung ihrer Fragen nach Inhalt, Umgang und Verfahrensweise staatlicher Tätigkeit.“ Es geht um Akzeptanz. Um Verstehen und Verstandenwerden. (Zum Video)

Hier baut der Berliner Künstler Winfried Muthesius die Brücke. Bewusst bewegt er sich mit seiner Installation „free“ im Spannungsfeld zwischen Gericht und Knast, Recht und Unrecht, Drinnen und Draußen.

Was ihn dazu antrieb, kann er schwer ausdrücken. Er weiß nur, er musste es tun. Mit Zustimmung und Unterstützung des Gerichts.

Die golden fields, die Muthesius im Kriminalgericht Moabit anbrachte, sind kleine unauffällige Zeichen. In der monumentalen Eingangshalle beginnend, findet man sie – integriert in die Architektur des Hauses – an vielen unvermuteten Stellen, selbst in der Schleuse zur JVA. Es sind stille Zeichen, die übersehen werden können. Wenn man sie aber entdeckt hat, fordern sie zur Auseinandersetzung auf. Sie werfen Fragen auf.

„Infotafeln wurden nicht angebracht. Die golden fields sollen rätselhaft bleiben. Lediglich ein QR-Code gibt weiterführende Hinweise. Wer das Goldfeld nicht sieht, sieht aber auch den QR-Code nicht. Muthesius thematisiert das Unhinterfragbare und das Offene, was dem Kostbaren so nah ist. Er ist sich sicher, dass sich das Interessante im Nebulösen verbirgt.“ (Christoph Tannert)

Die golden fields der Installation „free“ sind angesichts der imposanten Machtarchitektur des „Königlichen Criminalgerichts“, das 1906 noch zur Zeit Kaiser Wilhelms eingeweiht wurde, zwar klein und dezent, aber nicht un“schein“bar. Einmal entdeckt, scheinen sie immer wieder auf, leuchten auch im Dunkeln, lassen dich nicht los. „free“, an einem Ort, der Spiegel der Gesellschaft ist. An einem Ort, an dem Freiheit jeden Tag neu verhandelt wird.