7. September 2018

Überraschende Aktion bei Langer Nacht der Kunst in Landshut

MUTHESIUS verändert Realitäten

Besucher schlendern im Stadtraum von Landshut umher, begegnen Kunst auf unterschiedlichster Weise und lassen sich von den Anregungen inspirieren. Gegen 20.00 Uhr füllt sich die Galerie LAProjects. Die Eröffnung der Ausstellung „Rettung des Sichtbaren ins Unsichtbare“ beginnt. Trauben von Menschen stehen in den charmanten Ausstellungsräumen dicht beieinander, begrüßen den namhaften Galeristen und Hausherrn. An den Wänden die Werke von Muthesius. Eine Auswahl aus unterschiedlichen Werkgruppen.

Van Goghs Selbstbildnis, Auf dem Weg zur Arbeit mit Goldbild unterm Arm
Muthesius, Broken Gold, 2018

Auch ein sog. BROKEN GOLD mit dem Titel „Hommage à Vincent“ findet sich dort. Ein quadratisches Werk aus Blattgold, das an ein Bild erinnert, auf dem der große Wegbereiter der Moderne, Vincent van Gogh, sich selbst auf dem Weg zur Arbeit gemalt hat: Er hält ein goldenes Bild unterm Arm.

Interessiert schauen sich die Gäste der Galerie alles an, unterhalten sich, als plötzlich ein Mann, der sich ebenfalls unter den Gästen befand, den Raum verlässt und mit einer großen Sporttasche wieder betritt. Es ist ein leiser Mensch, der es trotzdem versteht, sich Raum zu verschaffen. Verwundert nehmen die Besucher zur Kenntnis, dass da jemand mitten im Gedränge Platz will,  um seine Sporttasche auszupacken. Sie treten unter befremdlichen Gemurmel zurück, das lauter wird, als sie erkennen, dass eine Kettensäge ausgepackt wird. Der Mann geht zur Wand, an dem besagtes Goldbild hängt, nimmt es ab und legt es auf Holzkiste. Dann setzt er das unerbittliche Werkzeug an: mit der Säge mitten ins goldene Bild! Er fängt an zu sägen. „Darf der das?“, fragt einer der Gäste. Das schnelle und routinierte Vorgehen wird von den überraschten Umstehenden neugierig beäugt.

Der Künstler operiert das Herzstück aus dem Goldbild heraus.

Jörg W. Ludwig, der Galerist, ist ebenfalls hinzugetreten. Die Besucher folgen gespannt dem Treiben des Mannes, der sich im Nachhinein als der Künstler des Werks herausstellt. Hochkonzentriert operiert er mit dem groben Werkzeug eine nahezu quadratische Fläche heraus. Holzsplitter in Gold und Gelb, Fasern, die wie Stroh in der Sonne glänzen und unweigerlich an Van Gogh erinnern, fallen zu Boden.

Feinste Sägespäne, gelbgold glänzend, an Stroh erinnernd

Am Ende bleibt ein Kunstwerk, dem die Mitte fehlt. Fehlt ihm die Mitte? Oder ist nicht gerade die Leere, die sich in der Mitte des goldenen Werks auftut, sinnbildlich für so vieles heute in unserer Gesellschaft?


Blattgold auf Holz, 50 x 50 cm